Dampfsperre – muss angetackerte PE-Folie abgedichtet werden?

von | 21. Sep. 2013 | Dampfsperre / Dampfbremse, Luftdichtigkeit / Konvektion

Sind Tackerklammern in PE-Folie, welche an Holzsparren als Dampfsperre (sD > 100m) angetackert wird, zusätzlich mit Klebeband abzukleben?

Nein, das ist nicht erforderlich. Verbreitet herrscht die Vorstellung, dass es durch die Löcher, welche die Tackerklammern in die PE-Folie einstechen, hindurch zieht und feuchte Luft zu Folgeschäden führt. Bei der üblichen Ausführung ist dies nicht der Fall, da sich der notwendige Strömungspfad nicht einstellt. Die Tackerklammern verschließen die Löcher weitgehend. Dieser Sachverhalt wird auch von DIN 4108-7 (2001-08) wie folgt geregelt:

5 Materialien für Luftdichtheitsschichten und Anschlüsse

5.2.2 Bahnen
Luftdichte Bahnen können z. B. aus Kunststoff, Elastomeren, Bitumen und Papierwerkstoffen bestehen. Diese dürfen nicht perforiert sein (dies gilt nicht für Perforierungen durch Befestungsmittel, z.B. Klammern).

13.03.2019
Frage eines Lesers zu dem Sachverhalt:

„Wie ist es zu bewerten, wenn es keine Konterlatte gibt und die Tackerklammern beim Blower-Door-Test im Unterdruck aus der Folie reißen und dann Löcher hinterlassen?“

Bewertung:

So ein Ausriß-Loch ist dann wesentlich größer als jene zwei Löcher, welche durch die zwei Spitzen der Tackerklammer entstehen und deren Lochquerschnitte im unbeschädigten Zustand durch eben diese Klammerspitzen ausgefüllt werden. Der Strömungquerschnitt vergrößert sich beim Herausreißen gegenüber der unbeschädigten Tackerstelle um mehr als 1000%. Das ist dann ein Loch, durch welches ein wesentlicher Volumenstrom erfolgen kann. Folglich gilt: abkleben.

Hinweis: wenn es die Folie beim Blower-Door-Test abreißt, dann ist i.d.R. zu großer Unterdruck die Ursache, also ggf. ein Fehler des Prüfers. Die Druckstufen der dahingehend kritischen Unterdruckmessung beginnen üblicherweise bei -70 Pa und schwächen sich dann ab bis auf -25 Pa. Bei softwaregeführter Steuerung baut die Anlage oft einen noch höherern Unterdruck von bis zu -90…-100 Pa auf, welcher sich dann auf -70 Pa einpegelt. Diesen max. Unterdruck beim Start der Messung kann man einstellen, gleichermaßen auch die Geschwindigkeit, wie schnell er sich aufbaut. Ziel ist, keine Unterdruckschäden an der Luftdichtheitsebene zu verursachen. Wenn alles ordentlich eingestellt ist, reißen auch keine PE-Folien von den Tackerstellen, jedenfalls nicht die Markenfolien mit 0,2 mm Dicke. Im Zweifel prüft man vor der Messung zunächst mit Konstantdruck, dann sieht man meistens schon, was man den Folien zumuten kann.

© Henry Pfeifer

Impressum | Datenschutz
© Dipl.-Wirtsch.-Ing. H. Pfeifer Bau-SV 2020